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║ 12. Gulasch                                                         ║
║ Mittwoch, 12. Januar 2005, 00:00                               eloi ║
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Sitzen am Sund. Das nahezu perfekte Wetter ist nicht annähernd so befriedigend wie angenommen; wenigstens habe ich Ruhe. Und Wasser. Erstaunlich, daß es Enten anscheinend völlig egal ist, ob sie in Süß- oder Salzwasser schwimmen. Fische sind da ja bekanntlich etwas zimperlicher. Aber was trinken Salzwasserenten? Als verdurstender Mensch darf man ja wegen der dehydrierenden Wirkung des Salzes kein Salzwasser trinken. Geht es Enten genauso? Ich hätte früher in Biologie besser aufpassen sollen.

Nicht nur Enten, auch Algen, Dreck, Müll, Schwäne und ein Hund sind im Wasser. Gut pürieren und man hat einen leicht versalzenen Gulasch. Naja vielleicht vorher noch die Schiffe raussammeln. Gulasch.
Verstaubter Kessel, irgendwo hinten in meinem Kopf. Spinnwebenüberzogen. Aber ohne Kelle darin. Nicht zum Essen, zum Rühren ist er da, er hat schon Haut gebildet, trocknet ein. Gut? Schlecht? Wenn man ihn nicht bemerkt, stört er nicht. Wie ein Splitter im Bein, den man nur bemerkt, wenn man die Hose anzieht. Aber hat man den Kessel erstmal bemerkt, ist es zu verlockend vom Inhalt zu kosten. Oder in ihm zu rühren. Kopfgulasch.
Erinnerungen am Boden abgesetzt, ein wenig rühren und man ißt die Gedanken der Vergangenheit. Es bleibt zu überlegen, ob man das will. Die Liebe vergangener Jahre hervorkramen. In Erinnerung schwelgen oder in ihr ertrinken.
Klar ist man glücklich, muss man ja. Wäre da nur nicht.
Und deshalb ist es gut, daß die feinen, großen, zarten, die guten Brocken am Boden kleben. Zum Teil leicht angebrannt. Vorhanden aber unauffindbar. Zumindest ohne Kelle.

Wie der Asphalt die Wärme des vergangenen Tages, strahlt auch die Erinnerung die Liebe vergangener Jahre ab. Mein Leben geprägt von Selbstbetrug. Oder?
Mittlerweile ist es dunkel am Sund. Wie der Hund ist auch die Ente spurlos verschwunden. Süßwasser trinken? Der romantische Sternenhimmel hat nicht einmal etwas tröstliches.