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║ 5. Bowling                                                          ║
║ Mittwoch,  5. Januar 2005, 00:00                               eloi ║
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Der Professor betritt den Raum. Schweigen. Ein Blick in die Runde. "So Leute." Pause. Eine zaghafte Stimme von weiter vorne. "Und? Wie sieht's aus?" Kopfschütteln vom Prof. Entnervtes Raunen. Vereinzelt verängstigte Blicke zum Fenster. Der dunkelrote Fleck am Morgenhimmel ist größer geworden. Man kann beinahe zugucken. Vereinzelt verängstigtes Wimmern. "Kann man denn gar nichts...?" Kopfschütteln. Irgendjemand bringt Tee und ein handbetriebenes Grammophon in die nur von ein paar Kerzen erhellte Turnhalle. Auf der Schellakplatte Mozarts Requiem, ein wenig leierig, aber apokalyptisch genug um vereinzeltes Schluchzen hervorzurufen. Der dunkelrote Fleck ist mittlerweile schon fast so groß wie der Mond. "Wie lange noch?" fragt jemand. Der Professor zuckt die Schultern. "Zwei, drei Stunden. Höchstens" sagt er leise, geht nach hinten, betet. Einige andere fangen auch an zu beten. Plötzlich ein Aufstoßen. Eine Frau rennt raus. Kurz darauf vernimmt man gedämpfte Würgegeräusche. Ich hätte nie gedacht, daß das Ende der Welt dermaßen unromantisch ist. Das Grammophon geht mit einem klicken und leisen kratzen aus. Niemand macht sich die Mühe, die Platte umzudrehen. Mir huscht der flüchtige Gedanke durch den Kopf, daß die Zeit nicht mal mehr reicht, sich ordentlich zu betrinken. Andererseits wollte ich auch nicht auf einem Turnhallenboden sitzend sterben. Aber nur hinstellen reicht auch nicht. Galgenhumor. Ich überlege, ob ich rausgehen soll. Nach zwei Minuten in der mehr als eisigen Kälte kehre ich in die Turnhalle zurück und hole mir einen Tee. Seltsam zu wissen, daß gleich alles vorbei ist und darüber nachzudenken, wie jemand ohne Strom den Tee kochen konnte. Der dunkle Kreis am Himmel füllt fast das ganze Fenster aus. Irgendwie hatte ich ein Geräusch erwartet, ein Summen vielleicht, wenn er so nah ist. Aber ich weiß, daß es physikalisch nicht möglich ist. Ich trinke meinen letzten Schluck Tee und versuche mich auf das Unvermeidliche vorzubereiten, aber irgendwie sind meine Gedanken zäh wie Mensa-Schnitzel.

Dann der Aufprall. Rumpeln. Alles wird umgeworfen. Ich drehe mich um, Strike! Ich habe die Runde gewonnen. Triumphierend bestelle ich mir ein neues Bier.